Neue Studie: Interessieren sich Nutzer wirklich für Datenschutz bei Messaging-Apps?
Bedenken hinsichtlich Privatsphäre und Datenschutz bei Messenger-Apps sind aktuell ein viel diskutiertes Thema. Doch welchen Einfluss haben diese wirklich auf deren Nutzung?
Jeden Tag tauschen Millionen von Menschen Nachrichten über Messaging-Apps aus. Große Mengen persönlicher Daten werden dabei gesammelt und gespeichert.
Die Leaks von Edward Snowden zur globalen Überwachungsaffäre haben Sicherheitsbedenken in den Vordergrund gerückt und eine verstärkte Nachfrage nach Apps mit mehr Privatsphäre nach sich gezogen. Trotzdem gibt es nur wenige Studien, die sich damit beschäftigen, wieso Menschen sich für bestimmte Dienste entscheiden und ob der Datenschutz ein entscheidendes Kriterium bei ihrer Wahl ist.
Deshalb haben wir entschieden, der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Wir wollten herausfinden, wie KonsumentInnen verschiedene Messaging-Apps wahrnehmen und ob sich diese Wahrnehmung auf haltbare Gründe stützt.
Hier sind die Ergebnisse aus einer Studie mit 350 NutzerInnen verschiedener Messenger-Apps aus der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz).
Die verwendeten Messaging-Apps innerhalb unserer Stichprobe
Die Zahlen bestätigen, was wir schon lange im Gefühl hatten: über 73% der Teilnehmer gaben an, WhatsApp zu nutzen, um mit Freunden und der Familie zu chatten, die den Dienst ebenfalls nutzen.
WhatsApps nächster Wettbewerber, die gute alte SMS, liegt im Vergleich weit ab vom Schuss mit knapp über 10%.
Die meisten verwenden Messaging-Apps, weil Familie und Freunde sie nutzen
Als sie gefragt wurden, warum sie einen speziellen Messenger verwenden, gaben über 80% der Teilnehmer an, dass Freunde und Familie den gleichen Dienst nutzen. Messaging ist in den letzten Jahren insgesamt beliebter geworden, da es einen einfachen und schnellen Weg ermöglicht, in Kontakt zu bleiben. Es ist verständlich, dass Menschen Messaging-Apps vorrangig aufgrund von sozialen Einflüssen wählen.
Dieser Netzwerk-Effekt erklärt die Machtverteilung zugunsten von WhatsApp und macht es schwer für neue Akteure, in den Markt einzusteigen. Es gilt der Grundsatz: Je mehr NutzerInnen eine Plattform hat, desto wertvoller ist sie für jeden einzelnen.
Um sich trotzdem durchsetzen, müssen neue Marktakteuere etwas besonderes anbieten oder eine Nischen-Zielgruppe ansprechen. Die Messenger-Apps Signal und Threema tun das, indem sie sich Datensicherheit auf die Fahne schreiben.
Messaging-Privatsphäre wird als sehr wichtig empfunden
Dann haben wir nachgefragt, wie wichtig es den NutzerInnen ist, dass die Nachrichten privat und sicher sind.
Auf einer Skala von 1-10, mit 1 = überhaupt nicht wichtig und 10 = sehr wichtig, lag der durchschnittliche Wert bei 7,9. Also wichtig bis sehr wichtig. Die meisten hielten es für sehr wichtig (10), dass ihre Nachrichten, die sie über die Messenger-App senden, privat bleiben.
Datenschutz ist insbesondere für deutsche NutzerInnen ein entscheidendes Thema. Die Ergebnisse sind daher wenig überraschend. Womöglich werden sich diese Bedenken tendenziell eher noch steigern, da deutsche Behörden Anwendungen wie WhatsApp, Facebook Messenger und Co. aktuell vermehrt im Visier haben und auf potenzielle Verstöße gegen die Datenschutzrechte von NutzerInnen untersuchen.
Über ein Drittel der Teilnehmer lesen sich die Nutzungsbedingungen vor dem Akzeptieren durch
Fast 35% gaben an, dass sie sich immer oder meistens die Nutzungsbedingungen durchlesen, bevor sie sie akzeptieren.
Diese Zahl war höher als erwartet. Aktualisierte Bedingungen sind oft mehrere Seiten lang und werden typischerweise mit einem Klick übersprungen, um sich den Aufwand zu sparen.
Aber die Zahlen sprechen für sich: Viele Menschen investieren die Zeit, um zu verstehen, was sie erwartet, bevor sie auf “Ich stimme zu” klicken.
Messaging-Apps müssen sich also in Acht nehmen. NutzerInnen wollen genau wissen, in welche Richtung sich die Nutzungsbedingungen verändern.
Fast ein Drittel haben Bedenken, was die Privatsphäre in Messaging-Apps angeht
Über 30% der Befragten gaben an, dass Sie aufgrund von Datenschutzbedenken aufgehört haben eine Messaging-App zu nutzen oder sie zumindest vermieden haben. Das drängt die Frage auf: Wie sicher sind Messaging-Apps denn nun wirklich?
Die meisten Messaging-Apps brüsten sich damit, dass sie Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbieten, die garantiert, dass nur Sender und Empfänger Zugang zum Inhalt einer Nachricht haben. In einigen Apps wie Telegram ist das im Standard-Modus aber nicht der Fall , so dass Nutzer daran denken müssen, eine spezielle Verschlüsselungsoption zu aktivieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Metadaten (Sender-ID, Ort, Geräte-Informationen, etc.), die für jede Nachricht gespeichert werden. Geraten diese in die falschen Hände, werden NutzerInnen leicht zur Zielscheibe von Dieben und Hackern.
Nicht alle Apps geben an, wie diese Metainformationen gespeichert und ob sie an Dritte weitergegeben werden. Deshalb wendet sich eine immer größere Zahl an NutzerInnen an sichere Messaging Apps wie Threema oder Signal, die dazu entwickelt wurden, so wenig Daten wie möglich zu verarbeiten und zu speichern.
Fast 40% der Teilnehmer schätzen Facebook Messenger als sicher ein
Von 350 StudienteilnehmerInnen bewerteten 150 der Befragten die Sicherheit des Facebook Messengers als “ziemlich gut” und “sehr gut”. Bedenkt man das angeknackste öffentliche Image von Facebook und die Tatsache, dass Nachrichten nur verschlüsselt werden, wenn man die Einstellung aktiviert, fällt dieser Wert überraschend hoch aus.
Über 50% der Teilnehmer schätzen WhatsApp als sicher oder sehr sicher ein
Mehr als die Hälfte der Befragten hielt WhatsApp für sicher bis sehr sicher.
Auf der globalen Bühne galt WhatsApp lange als sichere Kommunikationsmethode, da die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung dafür sorgt, dass es Dritte schwer haben, sich Zugang zum Inhalt der Nachrichten zu verschaffen.
Die aktuelle Debatte um WhatsApps neue Nutzungsbedingungen wird aber aller Voraussicht nach eine Beule im Image des Messengers hinterlassen.
Fast 40% schätzen iMessages Sicherheit als ziemlich gut oder sehr gut ein
Die Anwendung iMessage von Apple gilt als eine der sichersten Messaging-Apps. Wie bei WhatsApp sind Nachrichten standardmäßig Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Und weil die Entschlüsselung auf dem Gerät selbst vorgenommen wird, hat nicht mal Apple Zugang zu den Nachrichteninhalten.
Über ein Drittel schätzen Telegram als ziemlich sicher bis sehr sicher ein
36% der StudienteilnehmerInnen gaben Telegram hohe Werte, als sie nach ihrer Einschätzung der Sicherheit auf einer Skala von 1-5 befragt wurden. Das sind gute Nachrichten für Telegram, wenn man bedenkt, dass der Messenger längst nicht so verbreitet ist wie andere Apps.
Es ist allerdings wichtig zu beachten, dass die Verschlüsselung bei Telegram nur optional ist.
Über 50% der Teilnehmer schätzen SMS als ziemlich sicher bis sehr sicher ein
Mehr als die Hälfte der befragten Menschen bewerteten SMS positiv, wenn es um das Thema Datensicherheit geht.
Diese Wahrnehmung mag daher rühren, dass die Plattform niemandem gehört. Das hat zur Folge, dass es schwer ist, darüber in großem Stil à la Facebook Daten zu sammeln und zu verkaufen.
Da SMS-Nachrichten allerdings nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt sind, können sie abgefangen werden. Darüber hinaus ist es möglich, dass SMS versehentlich an eine falsche Person geschickt werden.
Über ein Drittel schätzen Signal als ziemlich sicher oder sehr sicher ein
Über 33% der Befragten gaben Signal gute Noten auf der Sicherheitsskala. Wenn man bedenkt, dass Signal in der Tat eine der sichersten Messaging-Apps ist, sind das gute Neuigkeiten.
Alle, die sich des hohen Sicherheitsniveaus von Signal nicht bewusst waren, haben wahrscheinlich noch keine Berührungspunkte mit der App gehabt. Obwohl es sie schon seit 2014 gibt, hat das Interesse an der App erst so richtig Fahrt aufgenommen , als erweiterte Features wie Gruppen-Messaging, Videos, Sticker und Reaktionen eingeführt wurden.
Eine überwältigende Mehrheit von 60% der TeilnehmerInnen wusste, dass WhatsApp Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbietet, war sich bei anderen Apps aber weniger sicher
Von 350 StudienteilnehmerInnen waren 235 sicher, dass WhatsApp Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbietet. Wenn man bedenkt, dass WhatsApp die meisten NutzerInnen verzeichnet und seine Verschlüsselungsoption stark bewirbt, ist das nicht überraschend.
Facebook Messenger und Telegram wurden auch häufig mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Verbindung gebracht, obwohl diese Funktion nicht zum Standardmodus der Messenger gehört, wie oben bereits erwähnt.
Im Facebook Messenger wird der Inkognito-Modus über “geheime Unterhaltungen” aktiviert, auf Telegram, indem man einen “geheimen Chat” startet.
Was uns die Ergebnisse sagen
NutzerInnen machen sich Gedanken über ihre Privatsphäre in Messaging-Apps. Doch ihre Wahrnehmung der Datensicherheit deckt sich nicht immer mit der Realität.
Die Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass nur wenige KonsumentInnen die derzeit sichersten Messenger-Apps, Threema und Signal, kennen. Das ist verständlich, da sie bisher nicht flächendeckend für die private Kommunikation verwendet werden und das Marketing-Budget entsprechend kleiner ist.
Da das Interesse am Thema Datensicherheit weiter wächst, erwarten wir, dass sich die Nutzung der sicheren Messenger ähnlich stark entwickelt. Wenn Sie ein Unternehmen sind, dass mit seinen Kunden über Messaging-Apps kommunizieren möchte, legt dieses schnelle Wachstum nahe, den Einsatz dieser “Privatsphäre-Messenger” in Erwägung zu ziehen.
Die Userlike-Integration mit Threema ermöglicht Ihnen, Ihre Kunden über Threema zu erreichen. Die Nachrichten gehen direkt im kanalübergreifenden Message Center von Userlike ein. Lesen Sie mehr dazu in unserem Blogbeitrag “Der Threema-Channel: Kundenservice über die sicherste Messenger-App” .